Heiraten während Corona

Neue Rubrik:

Wir führen mit diesem Beitrag die neue Rubrik "Aus dem Gemeindeleben" hier ein. Jeden Freitag findest du einen neuen Beitrag, wie Menschen aus unserer Kirche mit der Corona-Krise umgehen.

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Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2. Timotheus 1,7

Den Spruch haben wir uns letzten Sommer als Trauspruch für unsere Hochzeit, die am 25. April 2020 stattfinden sollte, ausgesucht. Wir finden, er passt perfekt auf die momentane Situation und speziell auf unsere derzeitige Hochzeits-Situation.

Als vor ca. einem Monat das Ganze mit den ersten Verboten rund um Corona losging und wir anfingen, uns Sorgen um unsere Hochzeit zu machen, hat unser Trauspruch gleich zum ersten Mal schon richtig gepasst. Natürlich hatten wir Angst, wie das jetzt alles werden wird. Zuerst überlegten wir, müssen wir die Gäste vielleicht reduzieren, teilen wir die Gäste auf zwei Orte auf, wer kann überhaupt kommen … Ziemlich schnell war dann aber auch klar, die Hochzeit muss komplett verschoben werden. Doch da sagte uns unser Spruch (2. Timotheus 1,7), wir brauchen und sollen keine Angst haben. Gott hat uns schließlich nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, den Geist der Liebe und den Geist der Besonnenheit. Also handelten wir „besonnen“ und überlegten einfach neu, wie man das jetzt alles umgestalten kann und wie man mit der gesamten Situation umgehen könnte.

Und dann ging alles irgendwie ganz einfach und schnell. Unsere Location hat uns drei Ersatztermine angeboten, von denen es dann einer wurde. Dieser Tag passte dann dem Caterer, dem Prediger und dem DJ. Einfach alle haben sofort zugesagt, ohne irgendwelche Mehrkosten zu verlangen. Ob die Feier schließlich zum neuen Termin stattfinden kann, weiß man natürlich zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht. Wir warten einfach ab. Falls wir nochmal verschieben müssen, haben wir ja auch den Geist der Kraft und planen ein drittes Mal :). Aber das wollen wir jetzt natürlich nicht hoffen.
Auch die standesamtliche Trauung am 14. April mussten wir umplanen. Es wurde überall reduziert und leider durften nur zwei weitere Personen außer dem Brautpaar mit ins Trauzimmer. Also haben wir unsere Mütter mit dazu genommen. Trotz allem wurde es ein wunderschöner Tag. Obwohl nur ganz wenige Personen tatsächlich dabei sein konnten, haben so viele an uns gedacht und uns per Videobotschaften, die vor dem Standesamt abgespielt wurden, gratuliert. Unsere Familien haben uns sehr geholfen und es wird ein unvergesslicher, besonderer Tag bleiben. Wir sind einfach froh, dass wir trotz aller Widrigkeiten heiraten konnten, denn darum geht es ja schließlich.
Außerdem sind wir beide gesund und können relativ normal weiterarbeiten. Dafür sind wir sehr dankbar. Deshalb freuen wir uns und leben weiter nach unserem Trauspruch.
Damit ihr ein paar Einblicke in so eine Corona-Hochzeit bekommt und auch alle teilhaben können, haben wir euch noch ein paar Bilder von der standesamtlichen Trauung angehängt.

Liebe Grüße Maren und Micha

Rückblickend gab es nicht diesen einen Moment, in dem alle eigenen Pläne jäh über den Haufen geworfen wurden. Irgendwann war sie einfach da, die Erkenntnis: Unsere Hochzeit, die kann in dieser Form so nicht stattfinden. Es war ein schleichender Prozess, Stück für Stück wurden die Auflagen für Veranstaltungen immer weiter verschärft, die erlaubte Personenanzahl weiter reduziert. Lange war von unserer Seite noch die Hoffnung da, Hoffnung, dass sich bis zum Termin manches noch zum Positiven ändern würde, Hoffnung, dass alles mit einigen Einschränkungen doch noch so wie geplant ablaufen würde. Aber langsam reifte die Erkenntnis, dass es vielleicht auch gar nicht klappen würde. Als dann die Obergrenze für 50 Personen verkündet wurde, war für uns eine Grenze erreicht. Eine Feier ohne einen großen Teil unserer Gäste, ohne Hannahs Freunde und Familie aus England und mit vielen weiteren Vorsichtsmaßnahmen – so viel Kompromisse wollten wir nicht eingehen, nur um irgendwie noch unsere Feier über die Bühne zu bringen. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, aber nach vielen Überlegungen beschossen wir, unsere Hochzeitsfeier und den Hochzeitsgottesdienst um ein Jahr zu verschieben. Stand heute, den 17.April 2021.


Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht, aber jede weitere Verschärfung der bestehenden Regeln machte uns immer deutlicher, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Mit der Zeit schlossen wir also unseren Frieden mit der neuen Situation.


Nun mussten Vorbereitungen getroffen werden. Auch eine Hochzeit abzusagen erforderte einen gewissen Aufwand, und außerdem wollte auch der nun komplett neu zu gestaltende Tag der Hochzeit geplant werden. Ursprünglich war geplant, das Standesamt schon eine Woche vor die „eigentliche“ Hochzeit zu legen. Wir entschlossen uns nun, den Standesamt-Termin auf unseren eigentlichen Hochzeitstermin zu legen. 18.04.20 sollte der Tag unserer Hochzeit werden. Diesen Termin hatten wir vor langem festgelegt, und es war uns wichtig, daran trotz allen Widrigkeiten festzuhalten. Auch die amtlichen Dokumente, die Hannah benötigte, trafen rechtzeitig ein. Diesem Teil des Tages stand also nun nichts mehr im Wege.


Aber wir wollten nicht nur den „offiziellen“ Teil der Hochzeit auf diesen Tag legen. Es war uns wichtig, diesen Bund auch in einer geistlichen Zeremonie zu schließen, im Kreis der Familie. Wir wählten als Ort dafür eine Waldlichtung im nahegelegenen Salltal. Tobi Kley, der eigentlich die Predigt am Traugottesdienst übernommen hätte, erklärte sich bereit, die Zeremonie mit uns zusammen zu gestalten. Meine Familie unterstützte uns tatkräftig bei den Vorbereitungen und der Planung und brachte eigene Ideen mit ein. Ohne sie hätten wir all das nicht schaffen können.


Endlich war es dann so weit. Der Tag der Hochzeit. Im Standesamt waren nur wir beide und der Standesbeamte vor Ort, mehr ließen die aktuellen Vorschriften nicht zu. In diesem kleinen Kreis schlossen wir unsere „staatliche“ Ehe. Vor dem Rathaus empfing uns dann meine Familie. Im Autokorso ging es nun gemeinsam zum Parkplatz in der Nähe der Lichtung, wo wir uns mit Tobi trafen. Dann machten wir uns auf den Weg zur Lichtung. Der Himmel war leicht bewölkt, das beginnende Grün der Bäume des Waldes, der in der Ferne plätschernde Bach und ein sanfter Windhauch schufen eine Szenerie, wie man sie sich für eine Hochzeit nicht schöner hätte wünschen können.


Ohne unser Wissen hatte unsere Familie den Ort der Hochzeit zusätzlich unter Zuhilfenahme einiger vorhandenen Holzstücke ein wenig festlich hergerichtet und mit einer Art Mini-Büffet für einen Sektempfang ausgestattet.


Die Zeremonie begann. Wir sangen unter Mithilfe von Fredrik und Simone einige Lieder, Tobi gab einen Impuls passend zu unserem Trauvers weiter. Dann die eigentliche Trauung. Mit Eheversprechen, Ringen und allem was dazugehört. Es fühlte sich alles vertraut an, wie man es von jeder anderen Hochzeit auch kannte, auch wenn die Rahmenbedingungen so ganz anders waren.


Anschließen machten wir uns als Familie auf den Weg zurück nach Zweiflingen zum gemeinsamen Essen, dass von einem Restaurant im Nachbarort zubereitet worden war. Per Skype konnte nun auch Hannahs Familie an den bisher stattgefundenen Ereignissen teilhaben. Danach genossen wir alle zusammen den inzwischen sehr sonnigen Frühlingstag bei einer Partie Cornhole und einem kleinen, aber feinen Kuchenbüffet, das durch einen Überraschungs-Kurzbesuch sogar noch um eine richtige Hochzeitstorte ergänzt wurde. Die Zeit im Kreis der Familie verging wie im Fluge, ehe wir uns dann in einem stilecht mit „Just married“-Aufschrift und Blechdosen verschönerten Auto auf dem Weg in ein neues Lebenskapitel machten.


Dieser Tag war in vermutlich jeder Hinsicht ganz anders verlaufen, als wir es uns noch vor wenigen Wochen auch nur hätten vorstellen können. Was wir uns vorfreudig ausgemalt hatten, konnte so nicht stattfinden. So viel Planung war umsonst aufgewendet worden. Aber trotz all dem konnten wir den Tag genießen. Und es war wirklich ein wunderbarer Tag. So viele hatten mitgeholfen, ihn trotz der Umstände zu etwas Besonderem zu machen, ob mit tatkräftiger Mithilfe, fröhlichen Grüßen oder kontaktlos zugestellten Geschenken. Wir wollen die Möglichkeit nutzen, uns hier für all das zu bedanken. Danke an euch alle!


Im Rückblick sind wir einfach nur dankbar für einen wundervollen Hochzeitstag. Wir hätten ihn uns nicht schöner, fröhlicher oder liebevoller wünschen können. Am Ende ist es genau das, was zählt. Und alles andere wird dann einfach im nächsten Jahr nachgeholt.

Liebe Grüße Hannah und Lukas

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