Karfreitag

Damit sich die Schrift erfüllt

Liebe Leser,

in diesen Tagen ist nichts mehr, wie wir es in der Vergangenheit gewohnt waren. Die Welt ist aus den Fugen geraten. Unsere Gesundheit ist bedroht und wir können uns nur begrenzt vor den unsichtbaren Viren schützen. Die Experten fordern: „Auf Distanz gehen“ und „daheimbleiben“, um die Infektionsketten zu unterbrechen.

Ist diese sinnvolle Aufforderung nicht wie ein geistlicher Spiegel, der plötzlich in aller Deutlichkeit vor uns allen steht?

Wir Menschen sind auf „Distanz“ zu Gott und zu seinem Wort gegangen. In kleinen, stetigen Schritten hat es sich von Generation zu Generation vollzogen. Die Nähe zu Gott braucht der moderne Mensch scheinbar nicht mehr. Den Regisseur des Universums haben wir mit einer Nebenrolle abgespeist. Bei wichtigen Anlässen durfte er auftreten, um den Anlass aufzuwerten. Aber danach haben wir die Regie wieder selber übernommen.

Wir Menschen sind „daheimgeblieben“, wenn die Einladungen an uns ergangen sind. Die eigenen Pläne waren wichtiger als Gottesdienste und andere glaubensfördernde Angebote.

Auch bei uns Frommen hat es Erosionserscheinungen gegeben und wir haben uns in manchem angepasst. Sowohl beim „Distanzieren“ als auch beim „Daheimbleiben“.

Nun verordnen uns die Behörden genau diese Dinge und halten uns damit einen geistlichen Spiegel vor unsere Augen. Das, was wir Menschen Gott seit Jahrhunderten zugemutet haben, wird uns jetzt von oben verordnet. Nun ergeht es uns wie unserem Vater im Himmel. Wir leiden unter der „Distanz“ und dem „Daheimbleiben-Müssen“, obwohl wir erst kurze Zeit mit diesen Einschränkungen leben müssen. Erahnen wir, wie groß die Sehnsucht bei Gott nach seinen Menschen sein muss?

Von Anfang an hat Gott größtmögliche Nähe zu uns Menschen gesucht, indem er seinen Sohn in diese Welt sandte. Jesus hat uns den Vater im Himmel offenbart, also sichtbar nahegebracht. „Wer mich sieht, der sieht den Vater. In der Person von Jesus kommt Gott auf uns zu, sucht die Nähe zu uns!

Jesus winkt nicht distanziert von der anderen Seite des Sündengrabens, sondern er überwindet ihn und kommt uns entgegen. Wie schwer tun wir uns oft, einen Schritt auf andere zuzugehen! Selbst als bei der Festnahme Jesu auch seine Jünger auf Distanz gehen (Sie verließen ihn alle und flohen. Mark.14,50), bleibt er treu, damit die Schrift erfüllt wird.
Jesus überwindet nicht nur die Distanz, sondern er bezahlt auch noch den Schuldschein unseres Lebens! Er hebt die von uns Menschen verschuldete Distanz auf und öffnet damit die Tür für unsere wesensmäßige Bestimmung: die persönliche Gemeinschaft mit Gott!

Es ist vollbracht ist der hörbare, der zerrissene Vorhang im Tempel, der sichtbare Beweis dafür. Nun muss niemand mehr „daheimbleiben“, sondern jeder darf „heimkommen“. Obwohl das Karfreitagsgeschehen unendlich tragisch ist, liegt genau in diesem Geschehen unsere Rettung und Hoffnung, die über das irdische Leben hinausgeht. Karfreitag ist kein Unfall, sondern tragischer, aber unverzichtbarer Teil von Gottes Heilsplan. Es gab keinen anderen Weg, als dass der Gerechte für die Ungerechten starb und mit Gott versöhnte! Damit erfüllt sich die Schrift. Dem Opfer von Jesus kann und muss nichts hinzugefügt werden. Es gilt für alle Menschen. Durch Jesus wurde der größte und weitreichendste Rettungsschirm der Geschichte aufgespannt.

Was für ein Vorrecht und Geschenk, wenn wir unter diesem Schirm Zuflucht gefunden haben. Was für eine unverdiente Gnade, Kind Gottes zu sein. Die persönliche Aneignung der Rettung vor der Verdammnis geschieht durch den Glauben. Allein durch den Glauben.

Jesus sagt: Wahrlich ich sage euch, wer an mich glaubt, hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh.5,24

Ich wünsche uns allen in dieser besonderen Situation ruhige und besinnliche Zeiten und Gottes Frieden und Segen. Vom Wesen her sind wir Nachfolger, auch wenn wir im Moment in unserer Mobilität eingeschränkt sind. Gerne empfehle ich euch die Stellen im NT wo JESUS, der Distanz-Überwinder, sein Leben für uns gegeben hat. Markus Kap. 14 u. 15 und/oder Johannes 18 u. 19.
Wolfgang Wenninger

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